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Die Rolle der Motivation im Lernprozess: Ein Erfahrungsbericht aus dem DaF-Unterricht

Als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache (DaF) unterrichte ich seit zwei Jahren Erwachsene, die sich das Ziel gesetzt haben, Deutsch zu lernen. Eine der größten Herausforderungen, der ich regelmäßig begegne, ist nicht das Grammatikthema oder der Wortschatz – es sind die Selbstzweifel der Lernenden. Viele meiner Schüler zweifeln an sich und glauben fest daran, dass sie es nicht schaffen werden, Deutsch zu beherrschen. Sie sind überzeugt, dass ihnen die Fähigkeit fehlt, eine neue Sprache zu lernen, und hoffen oft, dass ich ihnen dies bestätige, damit sie aufgeben können. Doch genau das mache ich natürlich nicht. Stattdessen zeige ich ihnen, wie wichtig Motivation ist und welchen großen Einfluss sie auf den Lernprozess hat.

Die erste Frage, die ich meinen Schülern stelle, ist: „Warum lernen Sie Deutsch?“ Diese Frage zwingt sie, über ihre Motivation nachzudenken. Für Erwachsene ist der Lernprozess oft anders als für Kinder. Während Kinder meist aus Neugier und ohne konkretes Ziel lernen, steht für Erwachsene häufig ein klarer Nutzen oder eine berufliche Perspektive im Vordergrund. Es mag zwar sein, dass dieses Ziel abstrakter oder weiter in der Zukunft liegt, aber es gibt ihnen dennoch einen Grund, weiterzumachen. Ich erinnere sie daran, wie viele Türen sich durch das Beherrschen der deutschen Sprache öffnen können – sei es für berufliche Chancen, persönliche Erfüllung oder den kulturellen Austausch.

Motivation kennt kein Alter
Eine weitere wichtige Botschaft, die ich meinen Schülern vermittle, ist, dass es nie zu spät ist, eine Sprache zu lernen. Ein Beispiel, das ich gerne gebe, ist meine eigene Erfahrung. Ich begann, Deutsch erst mit 30 Jahren von Grund auf zu lernen. Heute unterrichte ich es! Das zeigt, dass es möglich ist, eine neue Sprache zu jeder Lebensphase zu erlernen, wenn die Motivation vorhanden ist. Ich habe auch Schüler, die im Alter von 65 Jahren mit Begeisterung dabei sind und kontinuierliche Fortschritte machen. Entscheidend ist, dass man sich von blockierenden Überzeugungen und hinderlichen Glaubenssätzen löst.

Die Verantwortung der Lehrkraft
Was ich durch meine Arbeit immer wieder erkenne, ist die enorme Rolle, die wir als Lehrkräfte im Lernprozess spielen. Wir sind nicht nur Vermittler von Wissen, sondern auch Motivatoren. Unsere Aufgabe ist es, den Glauben der Lernenden an ihre eigenen Fähigkeiten zu stärken. Dabei geht es nicht darum, sie zu bewerten oder zu kritisieren, sondern sie zu ermutigen und ihnen zu zeigen, dass sie das Ziel erreichen können. Gerade bei erwachsenen Lernenden, die oft mit größerer Selbstkritik an den Lernprozess herangehen, kann die Bestätigung durch die Lehrkraft einen entscheidenden Unterschied machen.

Motivation fördern – eine Schlüsselrolle
Motivation ist der Motor des Lernens. Egal, wie herausfordernd eine Sprache auch erscheinen mag, mit der richtigen Einstellung und Unterstützung können alle Lernenden ihre Ziele erreichen. Als Lehrkräfte müssen wir daher immer wieder darauf achten, nicht nur den Unterrichtsstoff zu vermitteln, sondern auch die intrinsische Motivation unserer Schüler zu wecken und zu fördern. Wir sollten sie einladen, den Lernprozess als etwas Positives und Machbares zu sehen – und nicht als eine Hürde, die sie überwinden müssen.

Meine Botschaft an andere Lehrkräfte lautet: Vergesst nie, wie wichtig eure Rolle ist. Ihr könnt den Unterschied zwischen Scheitern und Erfolg ausmachen. Motiviert eure Schüler, glaubt an sie, und ihr werdet sehen, dass sie beginnen, an sich selbst zu glauben.

Bahar Brandelik